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Die Niederen Beskiden – ein fehlendes Kapitel im Buch „Die Mumins”

Die Niederen Beskiden – ein fehlendes Kapitel im Buch „Die Mumins”

Das Dorf Ropki begrüßt mit dem Ende der Asphaltstraße und einem Schild mit dem Namen des Dorfes in kyrillischer Schrift.

Die Straße schlängelt sich zwischen einsamen Wiesen und einzelnen Pferden vorbei, einem buddhistischen Rückzugsort, einem abgelegenen Gästehaus „Beskid Masala” und ein paar bellenden Hunden.

Ganz am Ende des Dorfes liegt das von Frau Grażyna und Herrn Michał geführte Gästehaus, das sich an den Abhang eines dicht bewaldeten Berges schmiegt und in einem alten Apfelgarten versteckt ist. Das schöne Holzhaus mit seiner charakteristischen Veranda ist zwar mit dunkelbraunen, nicht blauen Brettern verkleidet und rechteckig, nicht rund, aber Tove Jansson könnte dort die weitere Geschichte der Muminfamilie leicht beschreiben. Die Stille wird nur von einer Symphonie der Vögel aus der Höhe der Bäume unterbrochen.

Ich bin weit weg von hier geboren, aber als ich zwei Jahre alt war, haben sich meine Eltern entschieden, hierher zurückzukommen, sagt Grażyna.

Nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Aktion der kommunistischen polnischen Regierung gegen die Gemeinschaft der Lemken wurde die Familie von Frau Grażyna zusammen mit dem gesamten Dorf vertrieben.

Lemken sind griechisch-katholische oder orthodoxe Bergbewohner, die seit Jahrhunderten in den Tälern der polnischen und slowakischen Karpaten (Karpaty) wohnen. Der vielleicht berühmteste Lemke war Andy Warhol, dessen Eltern aus Medzilaborce, einer Stadt auf der slowakischen Seite des Gebirges, in die USA ausgewandert waren.

Kurz zur Geschichte

Im Rahmen der brutalen Aktion Weichsel (Akcja “Wisła“) wurden fast 150 000 Menschen vertrieben, der erste Teil im Rahmen eines Programms des Bevölkerungsaustausches in die Ukraine und der Großteil später in die westlichen Gebiete Polens.

Ganze Familien bekamen ein oder zwei Stunden Zeit, um ihr Hab und Gut zu packen. Sie ließen ihre Kisten zu Hause, das auf den Feldern wachsende Getreide und die Kartoffeln. Das Ziel der Regierung war zynisch einfach: eine ethnisch homogene Gesellschaft zu schaffen, die man leichter kontrollieren kann. Die früher bevölkerungsreichen Täler verödeten, die malerischen orthodoxen Kirchen aus Holz verfielen und wurden für Brennholz niedergerissen.

Die Familie

Die Familie von Frau Grażyna war eine der wenigen, die sich entschieden, so schnell wie möglich zurückzukehren. Ihr Haus ist das einzige im Dorf, das bis heute erhalten geblieben ist, im Sommer finden hier Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt.

Unsere Gastgeberin wuchs mit den in ihrer Familie gepflegten lemkischen Traditionen auf und zog später zum Studium nach Krakau (Kraków). Aber sie wusste immer, dass diese Stadt kein richtiger Ort für sie war. Hier in Ropki kenne ich jeden Bach, jede Wiese, ich weiß, wo Haselnüsse, Heidelbeeren und Walderdbeeren wachsen. Das gibt mir ein großes Sicherheitsgefühl, sagt sie. Michał, der in Warschau geboren wurde, kam regelmäßig mit seinen Freunden aus einer Pfadfindergruppe in die Region der Niederen Beskiden (Beskid Niski). Er mochte auch nicht den Trubel der Großstädte. Man könnte sagen, wir haben uns hier in Ropki auf einer Landstraße getroffen, sagt Grażyna.

Das war keine Flucht, das war unsere Entscheidung, betonen Grażyna und Michał.

Das Leben in einem selbstbestimmten Rhythmus ist keineswegs weniger intensiv oder einfacher als das Leben in der Stadt.

Einen Unterschied machen hier die wenigen Hektar des eigenen Obstgartens, die nicht von Gebäuden begrenzte Linie der sanften, bewaldeten Berge am Horizont, der sternenklare Nachthimmel und bei jedem das einzigartige Gefühl, dass man seinen Platz auf der Erde gefunden hat. Swysts Obstgarten ist, wie andere Bauernhöfe in der Region, ein Mekka für Menschen, die Ruhe am meisten auf der Welt lieben.

 

Das gemütliche Gästehaus bietet Unterkunft mit vegetarischer Vollverpflegung. Kinder können sich im Garten frei bewegen, ohne dass sie bei ihren Eltern ein Stressgefühl hervorrufen, dass sie auf die Straße springen und von einem Auto angefahren werden. Sie haben auch keine Möglichkeit, es zu tun. Im neu eröffneten Teil des Bauernhofes kann man an Yoga-Veranstaltungen und -Kursen teilnehmen. Man kann auch ohne Eile die schöne Umgebung erkunden.

Die Mahlzeiten werden auf einem mit Holz beheizten Küchenherd zubereitet und schmecken daher wie nirgendwo anders.

Im ruhigen Wohnzimmer im Swysts Obstgarten (Swystowy Sad) knackt sanft das Holz im Kamin, neben dem die freundlich eingestellten Hunde Ronja, Mitrat und Kula schlummern.

In der Küche nebenan bereitet Frau Grażyna eine Mahlzeit zu. Ihre Leidenschaft ist die vegetarische Küche, die sich auf die Traditionen der Region bezieht. Einfache, frische Produkte fangen am besten die Essenz dieses jahrhundertealten, armen, aber äußerst schönen Landes ein. Käse von den eigenen Ziegen, köstliche Pasten aus Sonnenblumenkernen, Pasteten aus Nüssen und hausgemachte Marmeladen, dunkles Vollkornbrot im Körbchen.

Ich liebe es, zu kochen, vor allem in großen Mengen, und zu sehen, wie es allen schmeckt, sagt Frau Grażyna.

Das Essen im Swysts Obstgarten ist für viele auch eine Rückkehr zu den Lieblingsgeschmacksrichtungen der Kindheit.

Vermutlich handelt es sich um das so genannte „Comfort Food“, das heißt um sentimentales Essen mit angenehmen Assoziationen, wie zum Beispiel Knödel mit geschmolzener Butter und Zimt, fügt sie hinzu. Die Gastgeber essen gerne mit ihren Gästen, interessieren sich sehr dafür, woher sie kommen und erzählen ihnen im Gegenzug viel über sich und die Region. Man kann sich dort auch in eine Ecke setzen und lesen, man kann stundenlang puzzeln oder einfach nichts tun.

Lesen Sie mehr über SWYSTOWY SAD

 

 

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