Lange vor der Epoche der Erdölbohrungen in Texas und mehr als ein Jahrhundert vor den Scheichen am Persischen Golf wurden die armen, peripher gelegenen Gebiete der österreichischen Provinz Galizien vom Rausch des schwarzen Goldes erfasst.
Hier wurde die Petroleumlampe erfunden, die bis zur Patentierung der Glühbirne die Wohnungen der Menschen beleuchtete. Die Erdölförderung brachte den Erdölbaronen ein Vermögen ein. Bei einem Ausflug in die Niederen Beskiden (Beskid Niski) können Sie die Anfänge einer Industrie kennen lernen, die die Welt für immer verändert hat. Es ist schwer zu glauben, dass diese Geschichte wirklich passiert ist!
Seit Jahrhunderten profitieren die Bergbewohner aus dieser Gegend von den Vorzügen des „Steinöls“ (wie das Erdöl früher genannt wurde), das auf natürliche Weise aus dem Boden in die Vertiefungen des Geländes herausfloss und die Bäche schwarz färbte sowie die Brunnen vergiftete.
Es wurde zum Schmieren von Wagen- und Mühlenrädern, zum Weichmachen von Häuten und sogar als „Heilmittel“ bei Erkältungen und Tuberkulose verwendet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verkauften Bauern aus den umliegenden Dörfern das Erdöl in kleinen Flaschen von Pferdewagen. Im Dorf Łosie können Sie das historische Freilichtmuseum Zagroda Maziarska besuchen, wo Sie etwas über die Geschichte des Erdöls erfahren, bevor es in die Tanks unserer Autos gekommen ist.
Der Durchbruch in der industriellen Erdölförderung kam mit der Arbeit von Ignacy Łukasiewicz. Dieser polnische Apotheker und Unternehmer aus Lemberg (Lwów) entdeckte ihn um die Jahreswende 1852/1853 zusammen mit seinem Assistenten Jan Zeh Petroleum durch Destillation. Die praktische Verwendung dieser Flüssigkeit wurde sofort erkannt, und noch in demselben Jahr wurde im Schaufenster der Łukasiewicz-Apotheke eine Petroleumlampe angezündet. Fünf Jahre später beleuchtete seine Erfindung bereits Häuser. Eine kleine Wegkapelle in der Stadt Gorlice erinnert an den Ort, an dem die Petroleumlampe zum ersten Mal die Straßen beleuchtete.
Die Patentierung der Glühbirne durch Thomas Edison stellte schnell die Erfindung des galizischen Apothekers in den Schatten, aber das Erdöl fand leicht neue Anwendungen.
Im Jahr 1854 eröffneten Łukasiewicz und seine Partner die erste Erdölquelle auf der Welt. Amerikanische Geschäftsleute, darunter John D. Rockefeller, interessierten sich für die Erdölförderung in den galizischen Bergwerken und besuchten das Bergwerk in den Beskiden. Nach der Legende wollte der künftige Ölmagnat Łukasiewicz für den Besuch des Bergwerks zahlen. Dieser lehnte aber die Bezahlung ab und betonte, dass es um eine Mission gehe. In vielerlei Hinsicht widersprach Łukasiewicz dem Klischee des gierigen Kapitalisten. Er spendete einen großen Teil der Gewinne aus dem Erdölverkauf für die Entwicklung des Bildungswesens in der Region, den Bau von Straßen und Krankenhäusern.
Heute kann man das historische Bergwerk in Bóbrka, so wie damals Rockefeller besichtigen, wenn auch gegen eine geringe Gebühr. Dort gibt es ein Museum, das Führungen in englischer Sprache anbietet. Es ist ein Muss auf Ihrer Tour durch die Beskiden. Nicht nur, wenn Sie für Technik begeistert sind!
Website des Bergwerks in Bóbrka
Bóbrka
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