Not macht erfinderisch – dieses internationale Sprichwort trifft perfekt auf die Beschreibung der Friedenskirche in Świdnica zu. Sie ist die größte Holzkirche Europas und steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Alles begann mit der strengen Politik der katholischen Habsburger aus Österreich, die im 17. Jahrhundert über Schlesien herrschten. Im Rahmen des Westfälischen Friedensschlusses wurde den örtlichen Protestanten das Recht eingeräumt, in der gesamten Region drei Kirchen zu bauen – außerhalb der Stadtmauern, ohne Türme oder Glockenturm und nur aus kurzlebigem Material: Holz, Sand, Stroh und Lehm.
Von außen ähnelt das riesige Holzfachwerkgebäude einem Gestüt oder einer Scheune, was auch den Erwartungen der Herrscher entsprach – die Friedenskirchen durften nicht wie Gotteshäuser aussehen. Hinter der unauffälligen Verpackung verbirgt sich ein ebenso ungewöhnlicher Innenraum, der wie in einem Shakespeare-Theater mit gestapelten Galerien und Balkonen gefüllt ist. Um den Bedürfnissen der Protestanten aus der ganzen Region gerecht zu werden, wurden die Friedenskirchen so konzipiert, dass sie so viele Gläubige wie möglich aufnehmen konnten. Die Kirche in Świdnica konnte bis zu 7500 von ihnen aufnehmen – natürlich lange vor den Einschränkungen durch die Pandemie!
Man kann lange auf den kunstvollen Barockaltar oder die Kanzel blicken und sich überzeugen, dass sie aus Holz und nicht aus Stein gebaut sind, wie alle Barockaltäre der Welt. Absolute Sicherheit gibt erst die Umgehung der Konstruktion von hinten, wenn man ihr leeres Inneres und die Metallverbindungen zwischen den Holzelementen sieht.
Die Kirche von Świdnica ist besonders im Juli einen Besuch wert, wenn dort das Johann-Sebastian-Bach-Festival stattfindet. Die Veranstaltung wurde im Jahr 2000 anlässlich des 250. Todestages des Komponisten ins Leben gerufen. Die brillanten Partituren des Leipziger Meisters, zu dessen Schülern auch der Kantor der Świdnica-Kirche, Christian Gottlob Wecker, gehörte, klingen im hölzernen Innenraum der Kirche besonders schön. Die exzellente Akustik des Raumes in Verbindung mit der Teilnahme von Berühmtheiten aus der zeitgenössischen Szene der Alten Musik erzeugt einen unvergesslichen Effekt.
Nach der Besichtigung lohnt es sich einen Kaffee in einer gemütlichen Kneipe zu trinken, die sich in den alten Wirtschaftsgebäuden am Eingangstor zur Kirche befindet. Die Holzböden des Gebäudes quietschen angenehm, und der Käse- oder Apfekuchen (ein enger Verwandter des Strudels) sind unvergesslich.
Die zweite Zwillingskirche des Friedens befindet sich in der Nähe, in der Stadt Jawor.
Die Internetseite des Bach-Festivals
Siehe die Region: Das Riesengebirge und das Isergebirge
Friedenskirche in Świdnica
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